Gesprächskreis für Eltern behinderter und chronisch kranker Kinder

Angehörige erzählen

Als das Thema Behinderung in unser Leben kam

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Eltern-Gefühle

"Als unser Leben einen anderen Weg einschlug"
Teil 1

Wer kennt nicht das Thema der Familienplanung.
Ein junges Mädchen richtet ihren Blick in die Zukunft.
Sie hat Träume von ihrem Leben als Erwachsene. Wie bei vielen anderen Frauen gehört vielleicht auch der Kinderwunsch dazu. Ein, zwei, drei oder gar vier dürfen es ruhig werden.

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Und endlich ist es soweit:
Die Tür ins Erwachsenen-Leben öffnet sich. Die Schule ist beendet, der Schritt in die Arbeitswelt wird voller Elan getan. Schließlich folgt die Hochzeit. Das Leben wird in vollen Zügen mit Neugier und Spaß genossen.

Der Wunsch nach einem Kind erwacht aufs Neue.
Die innere Uhr verlangt danach, eine Familie zu gründen. Die Schwangerschaft wird von großer Freude, von Plänen, Harmonie und Aufregung auf das Kommende begleitet.

Die Tür zum MUTTERSEIN tut sich auf! Voller romantischer Erwartungen hat die frischgebackene Mutter dieses Ereignis herbeigesehnt.

Doch dann wird ihre Welt - nahezu ohne Vorwarnung - von einem lauten Knall erschüttert!
Mit oder durch die Geburt fällt die Tür zum großen Glück wieder zu. In ihrem Verstand ereignen sich heftigste Explosionen und verschlingen alle wunderschönen Träume von einer heilen Welt.

Von einem Moment zum anderen betritt eine neue Tatsache ihren Lebensraum und die Träumerin von einst sieht sich unvermittelt mit ihrer eigenen Erkenntnis konfrontiert: MEIN KIND IST BEHINDERT!

Diesen Moment erleben auch Familien so ähnlich, die zunächst ein gesundes Neugeborenes im Arm halten konnten oder die bereits schon einige Zeit oder sogar Jahre mit ihrem Sprössling durch das Leben gewandert sind. Wenn ihr über alles geliebtes Kind (egal in welchem Alter) im Verlauf des Lebens durch einen unvorhersehbaren Umstand ein Handicap erhält oder dieses erst später entdeckt wird, steht die heile Welt mit einem Schlag still ---!

Zeit hat keine Bedeutung mehr. Eine Sekunde wird zur Ewigkeit und verändert die heile Welt gnadenlos. Türen zum alten Leben, ob offen oder verschlossen, werden nicht mehr wahrgenommen. Die innerste Familie scheint von Mauern umgeben zu sein, aus denen es kein Entkommen gibt.

Langsam, wenn aus Schock der neue Pulsschlag des Alltags hervordringt, beginnt sich eine fremde, kalte Klarheit auszubreiten.
Ärzte, Außenstehende, Gleichbetroffene, Freunde oder Verwandte beginnen aus der alten Welt eine Öffnung in die bedrohlich einschließende Schicksals-Festung durchzubrechen. Wie in einem neuen Universum hat die erschütterte Familie funktioniert und durch eine nie vorher gekannte, tiefe und wärmende Liebe viele Kämpfe überstanden.

Helfende Hände, die sich ihnen nun vielleicht entgegenstrecken und sie vielleicht zusammen mit ihrem Kind und den Treuesten aus der sterilen Welt in die Frische des Lebens zurück holen, fühlen sich aus der Tiefe des Erlebten fremd an. Vielleicht ist es ihre, aber ganz sicher ist es die eigene Kraft, die begleitet und befreit.

Manche Türen zum alten Leben bleiben für immer und ganz fest verschlossen.
Jedoch neue, nie geahnte Türen öffnen sich in neue unbekannte Räume und in ein neues, ganz anderes jedoch nicht weniger schönes Leben.
Dieses Leben wird sich nie wieder an der Oberfläche bewegen. Es ist von Höhen und Tiefen geprägt und wird garantiert niemals langweilig.
Der feste Glaube an eine große Energiequelle oder auch an Gott oder an gute und fähige irdische Helfer kann eine wunderschöne Pforte zu einer großen Kraftquelle sein kann.

In jedem Fall ist es schön, wenn sich viele helfende Hände den Randgruppen unserer Gesellschaft - den Ausgeschlossenen, den Ohne-Kraft-Starken - entgegenstrecken würden, damit Hindernisse leichter überwunden oder aus dem Weg geräumt werden können oder sich einfach in Luft und Akzeptanz auflösen würden.

Das wünsche ich mir von ganzem Herzen für alle, die es in diesem Moment so dringend brauchen.

(Die Verfasserin, Conni Peichert)

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NEUGIERIG auf's Leben

"Als unser Leben einen anderen Weg einschlug"
Teil 2

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